Winterbild

Herbstlos fallen Blätter auf die Lebenslinien der linken Hand des Zeichners. Nahtvoll und nicht ununterbrochen ziehen die herbstlaubumgrenzten Runen mäßig kräftig die müde gewordene Hand durch den erdschweren Hintergrund. Der Zeichner selbst kommt nicht mit. Er hat seine Hand losgelassen. Die alleinstehende Hand versucht Strukturen von gelb-rot-braunen Blättern nachzuzeichnen. Und plötzlich greift sie – weshalb auch immer – in das Weiß. Und so als hätte es niemals einen farbenprächtigen Herbst für die auf dem Bilderbogen klebenden Lebewesen gegeben, werden sie mitsamt der noch übriggebliebenen Natur farblos. Ähnlich wie bei dramatisch und tragisch-komisch angelegten Tortenszenen aus der Stummfilmzeit eifern und geifern und schimpfen und fluchen Menschenkinder mit Schaum vor dem Mund weiter. Schneefall aus der Tube dämpft die lautstarken Streitigkeiten. Bald ist es nur mehr an den Mundbewegungen und wilden Gesten der handelnden Personen erkennbar, daß sie nicht aufhören können, sich zu wundern.

Die Hand des Zeichners hat die Dose Deckweiß fallengelassen.

Einige der einst rosaroten und nun weißgewordenen Zappelwesen schreien nach Grün, sie müssen warten bis zum Ende der Farblosigkeit.