Menschentiere
(vom inneren Schweinehund bis zum Haustier)
Menschentiere kann und darf ich nicht länger tierisch-ernst nehmen, sonst müßte ich mit galgenhumorigen Lach- und Schmunzeleinheiten schier-fürbaß verzweifelt wiehern.
Während eine schwarz-weiße Mixi-Maus-Katze lebensbejahend und zärtlichberechenbar-ausdauernd um die nötigen Streicheleinheiten bitten läßt, erschießen Menschen einander ihre Körper- und Seeleninhalte.
Und im gleichen Augenblick, in dem ein Hund gehorsam sein will, um nicht geschlagen zu werden, werden Kinder soldatenreif von Mensch zu Mensch geschlagen, um gehorsam zu werden. Tiere in menschlicher Gewalt sollen nicht länger „Dinge“ sein. Menschen in Menschen-Gewalt bleiben nicht nur vorläufig in Freiheitsberaubung.
Der Maler-Mensch Dwořak schämt sich für eine „zivilisierte“ Gesellschaft, deren Mitglieder in absehbarer Zeit das Lesen, Schreiben und Miteinander-Reden verlernt haben werden. Als bunter Hund mit der gewissen Vogelfreiheit weise ich mit erhobenem Pinsel darauf hin, daß wir Affen nichts dazugelernt haben. Was soll denn auch anders werden in diesem gottgewollten Saustall, in dem wir Dreck-Schweine alles niedertrampeln und niederwälzen, um dann schuldbewußt grunzend mit dem Wiederaufbau zu beginnen: bis zum „Geht-nicht-mehr“!
Menschentiere haben das Recht auf Selbstzerstörung innerhalb des ganz und gar nicht paradiesischen Erdenzoos für alle Ewigkeit – Amen – gepachtet.
Der den waschechten Tieren mitgegebene – leider auch nicht mehr naturbelassene – Instinkt zum Überleben ist dem Menschen anscheinend nicht eigen; kann er doch angeblich denken – der Mensch! Und dieses fabelhafte Tier – genannt Mensch – kann sich zwar den eigenen Tod lebhaft vorstellen; wahrhaben will er sein baldiges Ende allerdings ungern. Er verdrängt die Gedanken an das „kleine Verweilen“ mit Geld, Macht und unnötig anstrengenden Kämpfen mit sich selbst und den Rund-Herum-Lebenden. Er reitet nicht nur auf den Nerven der Ähnlich-Beschaffenen herum, sondern auch auf dem Rücken edler Tiere. Er will die Natur und daher auch die Tiere unbedingt in seinen verzweifelt-nachdenklichen Griff bekommen.
Menschen zu töten genügt ihm nicht – Stiere werden von ihm nicht nur symbolisch in die Knie gezwungen. Kühe werden heiliggesprochen, Hähne aufeinander losgehetzt. Und das alles nur, um das eigene Sterben zu vergessen bzw. zu überwinden. Hemingway kämpft als alter Mann mit dem Partner Fisch und dem Meer, bevor er sich den Lauf seines Jagdgewehres in den Mund steckt und abdrückt.
Im Geschlechter-Kampf gibt es auch keine Sieger oder Verlierer. „Heilige Kriege“ helfen mit, der Überbevölkerung im ehemaligen Garten Eden Einhalt zu gebieten. Unschuldig sind wir weltweit schon lange nicht mehr – und waren es auch nie gewesen. Meine Großmutter saß im Alter von 90 Jahren immer alleine in einem Wiener Park, weil sie mit alten Weibern nichts zu tun haben wollte.
FARBE, bitte!