Hundstage
Nichts da. Katzen leiden unter Hundstagen weniger als ein durchschnittlich hitzedurchlässiger Mensch. Hunde befragte ich bisher diesbezüglich nicht. Ich werde es niemals verstehen lernen, warum heißes Wetter schönes Wetter sein soll, hingegen Kälte, Regen und Schnee schlechtes Wetter bedeutet. Wetter ist verantwortlich für des Menschen Tun und Lassen, für Lust, Mord und Migräne. Fragen wir ruhig Sonne, Mond und Sterne. Von kleineren Verstimmungen bis zur längst fälligen Aggression: Das Wetter ist schuld! Im Frühjahr hat es zu „triebeln”, im Sommer hat es zu „liebeln”, und wir treiben es angesichts der feuchtschwülen Hitze ganz schön bunt. Besonders dann, wenn wir öffentlich, also auf der Straße, verkehren. Kleine blaue Wunder sind allerorts zu erleben, nicht nur unter roter Sonne, auch hinter verschlossenen Türen, in Büros, Werkhallen, Konferenzzimmern, Verhandlungssälen, und innerhalb der eigenen stickigen vier Wände. Überall dort, wo offiziell oder privat, ideell oder gemein, individuell oder im Verein, laut oder heimlich, still und leise verkehrt wird, reibt es sich zunehmend. Gedanken drehen sich in der Affenhitze im Kreis, ganze Menschen drehen durch, heben von enganliegenden Bahnen ab.
Mit der ersten Liebe, die auch nur ein Mensch war, war ich übereingekommen, daß der Sommer die malerische Jahreszeit sei, und der Winter eine schwarz-weiß gestrichelte Kaltnadelradierung. Das grafische Zeitalter der entlaubten ungrünen Erdfarben bittet um Einlaß in die Hitze einer Sommernacht.