Der letzte Walzer..
… von Wien und weltweiter Umgebung – der letzte Walzer, der da und nur dort musiziert, gedichtet, getextet und malerisch aufgeführt werden kann – der „Weltuntergangswalzer“ – wird nach beinahe gerade noch überstandenen letzten Menschheitstagen abermals und immer wieder in dieser Stadt inszeniert, in der pausenlos und regelmäßig unaufgefordert „Engerln“ Flügelschlag-Sturzflug-Pausen einlegen.
Wir, das weltentrückte, romantische Künstlergesindel, basteln wieder einmal an einem sinnlich-betonten, herz-schmerzhaften, lust- und leidvollen, übertriebenen Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winter-Walzer. Mit einem Wort: Ein Walzer für jede Jahreszeit muß es sein!
Wir wollen nicht so hart und unherzlich gegenüber den Hebeln, Schaltern und Knöpfen der Mächtigen sein, die unser verdammtes Walzerherrlichkeitsleben im Nu zunichte machen können und es höchstwahrscheinlich auch tun werden. Bis dahin aber möchten wir walzern, dichtern, schreibern, malern usw.
Selten in der elenden, schmerzgeplagten Menschheitsgeschichte sind die sensiblen Kunstmenschlein besonders ernst und wichtig genommen worden. In einer Zeit der scheinbar uneingeschränkten Selbstbehauptung – sprich sinnentleerte Arbeit für sinnlosen Konsum – sind psychologisch einfühlsame, auch nur etwas kritisierende Menschentypen aber schon überhaupt nicht mehr gefragt. Was wir mit unseren Werkzeugen – Pinsel, Meißel, Schreibmaschine, Notenblättern, Resthirn und Gefühlsstrom – machen, ist gesellige Randerscheinung!
Von mir aus soll ein jeder Mensch pinseln, meißeln, schreiben, musizieren, mit dem verbliebenen Hirn ausdrücklich nachdenklich werden, in Gefühlsbäche ungeahnter Tiefe eintauchen – das wäre ein gesellschaftliches Ereignis!
Aber bereits die Kinder (nicht nur die aus Wien) gehen mit Kopfhörern durch ihr beginnendes Leben, wollen links und rechts und rundherum nichts mehr wahrnehmen. Zu Hause angekommen unterhalten sie sich mit ihren Heimcomputern oder schau’n nahezu schon pausenlos in die Ferne, die ja so bunt und so nah ist.
Im Land der unbegrenzten Plastikmenschen können Kinder dank der wunderbaren Technik gleich 4 Fernsehprogramme zugleich auf einem aufgeblasenen Bildschirm aufschau’n. Auf eine einzige Sendung vom Fernsehgott können sie sich bereits nicht mehr konzentrieren. Ebendort soll es Familien geben, die sich regelrecht, wie im Kriegsfall, in den eigenen Häusern einigeln – reichlich mit Vorräten versorgt – weil sie den Kaugummimund voll haben von allen Konsum-Güter-Klasse-Menschen, die sonst noch mehr oder weniger, aber nach wie vor umherleben. Na ja – die guten alten Kinderspiele von Du zu Du hören sich auf. die Mensch-Zu-Mensch- und Kind-Zu-Kind-Verständigung ist bereits ziemlich tot. Nur wenige Jahre nach der Plastikpuppe ist die Maschine Partner, Kumpel und Freund des Menschen in allen Lebenslagen.
Finden Sie das übertrieben? Ich nicht! Bin ich ein Zeigefingerhumanist? Nein.
Zurück zum Gesindel, zu den Gauklern, zu den Haus- und Hof-, Kaiser- und Königsnarren!
Es ist keine Frage, daß auch Künstler gebraucht werden wollen – zum Mensch-Sein, zum Mitdabeisein, zum Mitfühlen und Mitdenken. Ich tanze mit all denen, die es wollen, den Untergangswalzer. Auch wenn wir alleine bleiben auf dem Tanzparkett des Lebens mit unseren kleinen und großen Bildern, mit unseren zu Stein gewordenen Anliegen, mit dicken und dünnen Büchern, mit unseren vollgeschriebenen Notenblättern, mit unseren Resthirnen und Gefühlssturzfluten …
Sie sollen stumm sein – DIE BILDER, sie sollen sprechen – DIE BILDER, sie sollen den letzten Walzer von Wien herzeigen – UNSERE BILDER!
Na endlich …